Auch wenn du depressiv bist, ist alles in Ordnung mit dir. Du bist ok, wie Du bist. Dein Gehirn tut, was es soll und gibt sich die größte Mühe dich am Leben zu halten. Ja es ist verstrickt in großen Problemen und Unwegbarkeiten. Aber grundsätzlich ist mir dir nichts verkehrt. Warum das so ist und warum dir diese Einstellung aus einer Depression hilft (und darüber hinaus) erklär ich dir in diesem Artikel.
Die Begegnung mit depressiven Gedanken
Ich begegne folgenden Gedanken, wenn ich mich in eine Depression manövriere: “Ich bin nicht gut genug. Ich werde nie so gut/stark/klug/liebevoll sein wie X” Der weitere Weg ist vorprogrammiert. Je mehr ich mich mit diesem Gedanken beschäftige, dagegen ankämpfe, desto stärker wird er. Auch der Versuch gegen diese Gedanken anzuarbeiten ist zum scheitern verurteilt. Ich versuche noch besser zu sein und noch mehr an mir zu arbeiten. Dabei wird mir eines klar: Der Kampf ist sinnlos. Es gibt nichts was ich erreichen müsste in diesem Augenblick. Zumindest nichts, was mit diesem Gedanken in Verbindung steht.
Depression als Zusammenspiel von Evolution, Biologie und Umgebung
Mit Dir ist alles in Ordnung. Mit dir ist nichts kaputt. Eine Depression ist das Zusammenspiel aus Evolution, Biologie und Umgebung. Diese Faktoren kommen zusammen und erzeugen einen Zustand aus dem es schwer ist wieder herauszufinden. (Aber nicht unmöglich!)
Unser Gehirn ist so gebaut, dass es positive, bekannte Zustände anstrebt. Das heißt Essen, trinken, schlafen, Sex werden massiv verstärkt. Alles andere ist von minderer Wichtigkeit. Gefahren werden vermieden. In einer Depression reagiert unser Gehirn auf schwierige akute oder langfristige Belastungen mit einem Mechanismus, der für die Regeneration verantwortlich ist: Rückzug!
Wir ziehen uns zurück, um nicht Zuviel Energie zu verbrauchen und neue zu gewinnen. Das ist sehr bestärkend für das Gehirn. Das Problem ist, dass der Rückzug nicht mehr aufgehoben wird weil die Gefahren weiter angenommen werden. Mit Hilfe unserer Sprache können wir nämlich Bezüge zu gefährlichen Dingen herstellen, die objektiv gar nicht da sind. Der sogenannte Krieg im Kopf. Obwohl der tyrannische Chef gar nicht da ist, wird ständig an ihn gedacht. Und es beginnt eine Schleife aus Rückzug und Vermeidung von Anstrengung und Gefahr.
Depression = Notsituation für unseren Organismus
Eine Depression ist also eine Art Notsituation und letzter Ausstieg für unser Gehirn, um seine Funktionen zu erhalten, weil es eine Überanstrengung annimmt. Dein Gehirn tut genau, was es soll in einer Depression. Und dabei kommt es natürlich zu Veränderungen in deinem Gehirn, die versucht werden mit Medikamenten auszugleichen. Dabei wird klar, dass Medikamente alleine nicht reichen, um wieder auf die Beine zu kommen. Es braucht auch eine Veränderung deines Verhaltens, um aus dieser Schleife herauszukommen.
Ein Bild, was dir zeigen soll, dass alles in Ordnung mit dir ist
Ich benutze gerne ein Bild, eine Metapher um zu verdeutlichen, warum alles mit dir in Ordnung:
Der Himmel und die Sonne. Erinnere dich mal an einen unbeschwerten schönen Tag in deinem Leben. Vielleicht musst Du lange zurückschauen, um einen zu finden. Ein Tag an dem du glücklich warst. Als Kind beim Spielen. Und stell dir vor das wäre wie die Sonne, die am Himmel scheint. Die Sonne sind deine unbeschwerten Tage und deine leichten Gedanken. Der Zustand in dem Du dich wohl fühlst.
Mit zunehmenden Alter ist die Sonne immer mehr verdeckt von Wolken, von Gedanken, die dich bedrängen, abwerten oder ablenken von deinem Glück. Du versuchst diese Wolken beiseite zu schieben, aber sie kommen immer wieder.
Wo ist die Sonne? Ist sie verschwunden? Nein. Die Sonne ist noch da. Die Sonne ist immer da. Sie ist nur verdeckt. So ist es auch mit deiner Leichtigkeit. Wenn Du bedrückende Gedanken hast und du depressiv bist, so steckt hinter all dem trotzdem eine Leichtigkeit. Sie ist nur gerade verdeckt.
Du bist ganz
Du bist ganz. Mit dir als ganzes ist alles ok. Ein Teil von dir hat Schwierigkeiten. Das heißt aber nicht, dass Du komplett kaputt bist. Als ganzes bist Du wundervoll und trägst alles in Dir, was es braucht um ein vitales Leben zu führen.
Dieser wundervolle Teil ist leider gerade verdeckt. Von einigen Wolken. Das heißt aber nicht, dass er nicht da ist. So wie die Sonne immer scheint hinter den Wolken!
Schau hinter die Wolken und sieh, dass hinter deinen Schwierigkeiten weiterhin derselbe Mensch ist, der Du vor deinen derzeitigen Schwierigkeiten warst.
Psychische Schwierigkeiten sind also das Produkt von Anpassungen an dein Leben, die irgendwie schief gelaufen sind. Bei der Depression bist Du in der Energierückgewinnung hängen geblieben.
Der erste Schritt
Der erste Schritt ist also zu erkennen, dass Du zwar Probleme hast, aber Du als ganzes ok bist. Es gibt nichts an dir zu reparieren. Und das ist doch eine gute Nachricht, oder?! Von diesem Ort aus lassen sich Veränderungen viel besser angehen.
Wie sind deine Erfahrungen im Umgang mit einer Depression? Welche Ideen haben dir geholfen, die Hoffnung zu behalten. Wie erklärst du dir deine Probleme? Ich würde mich freuen mehr von dir zu erfahren.