5 Anzeichen, dass Du eine Therapie brauchst

Dir geht’s schlecht? 5 Anzeichen, dass Du eine Therapie brauchst

ACTforLIFE Psychotherapie 12 Comments

Es folgt ein Artikel zum Thema Therapie, der erstmals bei MyMONK erschien.

Die meisten von uns kennen sie: diese schmerzhaften Momente, dunkel wie in einer Höhle und scheinbar ohne Ausweg, ohne Lösung. Für manche Menschen sind diese Momente Alltag. Oder noch schlimmer: Sie haben sich daran gewöhnt, so zu leben. Das ist der beste Zeitpunkt für eine Psychotherapie. Viele Menschen lassen zu viel Zeit verstreichen bis sie einen Psychotherapeuten aufsuchen. In dieser Zeit spitzen sich die Probleme zu. Woran aber kannst Du erkennen, dass eine Psychotherapie für Dich hilfreich wäre?

5 Anzeichen, dass Du eine Therapie brauchst

Welche Anzeichen gibt es, an denen Du erkennen kannst, dass es ohne Hilfe nicht weiter geht

Als mir klar wurde, dass ich eine Therapie brauchte war bereits eine lange Zeit des Überlegens vergangen. Immer wieder habe ich das Für und Wider zerlegt. Als Psychologe und angehender Psychotherapeut müsste ich doch mit diesen Problemen umgehen können. So denken viele. Vor allem die Psychologen und Psychiater selbst.

Aber ein kleines Bild kann das ändern.

Der Aufstieg zum Gipfel

Stell Dir vor, Dein Leben ist wie ein ewig währender Aufstieg auf einen Berg. Warst Du mal wandern? Es ist mühsam, wie das eigene Leben manchmal. Du hast steile Anstiege und manchmal hast Du Senken. Dann geht das Leben einfacher. Manchmal bist Du umgeben von Bäumen und manchmal hast Du ganz freie Sicht. Du siehst klar Deinen Weg. Aber nur bis zur nächsten Biegung.

Und nun kommt der Therapeut ins Spiel. Er (oder sie) lernt Dich kennen. Er kennt Deinen bisherigen Aufstieg und Deine Ziele, Deinen Weg. Aber er steht nicht neben Dir, sondern schaut von seinem Berg aus auf Deinen Weg. Er sieht von außen, dass ein Teil deines Weges gerade steil ist und kann Dir helfen vielleicht einen etwas leichteren Weg zu gehen. Er sieht das Gesamtbild. Er sieht Dinge, die Dir verborgen sind, weil Du gerade in einem tiefen, dunklen Wald bist, aus dem Du nicht heraus weißt. Er kann viel leichter die Perspektive wechseln. Er kann den Blickwinkel auf Deine Situation viel schneller wechseln, denn er ist nicht in Deinen Schwierigkeiten gefangen.

Und vor allem: Er weiß, wie es sich dort anfühlt. Ein guter Therapeut kann Kontakt zu seinen eigenen dunklen Momenten aufnehmen.

Manche Menschen fühlen sich ständig bedroht in ihrem Leben. Sie versuchen, sich von diesem schweren Aufstieg namens Leben abzuschotten. Diese Abschottung führt unweigerlich dazu, dass wir auch die angenehmen Gefühle wie Freude und Liebe nicht mehr spüren. Dein Therapeut kann Dir helfen, wieder die Liebe zu spüren, die Du so lange nicht mehr fühlen konntest. Das macht ihn zu einem tollen Begleiter auf Deinem Weg, den Du unbedingt dabei haben willst.

Mein Moment der Erkenntnis

Ich brauchte sehr lange, bis ich anerkennen konnte, dass ich einen Begleiter auf meinem Weg brauche. Es war eine der besten Entscheidungen in meinem Leben!

Mein dunkler Wald bestand darin, dass ich nicht verstand, warum ich immer wieder meiner Frau und Freundin weh tat, während ich den Berg der Beziehung mit ihr erklomm. So viel Schmerz und Verletzung musste geschehen bis ich verstand, dass es an der Zeit war.

Wie kannst Du erkennen, dass es an der Zeit ist, sich einen professionellen Begleiter und Unterstützer an die Seite zu holen?

5 Anzeichen, dass Du eine Therapie brauchst:

Eine Therapie beginnen oder Dich Deinem Hausarzt zuwenden solltest Du, wenn Du eines der folgenden Probleme bei Dir bemerkst. Je länger Du wartest, desto eher werden sich die Probleme auf dein ganzes Denken und Fühlen ausbreiten. Psychische Probleme haben nämlich die Tendenz, sich auszubreiten.

1. Du hast suizidale Gedanken, bist hoffnungslos

Das ist die bedeutendste Schwierigkeit, die auftreten kann in einem menschlichen Leben. Und es ist normal! Etwa die Hälfte aller Menschen haben einmal in ihrem Leben suizidale Gedanken. Sie haben eine so große Krise, dass sie ihr Leben beenden wollen. Als einzelne Episode kommen die meisten Menschen damit zurecht. Aber was, wenn diese Gedanken wiederkehren? Dann wird es Zeit zu handeln!

2. Es gibt nichts mehr, was Dir Spaß macht

Alles erscheint fade. Dinge, die Dir früher mal Spaß gemacht haben sind nun langweilig, nervig oder einfach nur anstrengend. Du kannst Dich gar nicht mehr erinnern, wann Du das letzte Mal richtig fröhlich warst. Begleitet Dich dieses Gefühl länger als zwei Wochen, solltest Du über eine Therapie dringend nachdenken.

3. Deine Ängste und Unruhe halten Dich davon ab Deinen Lebensweg zu gehen.

Ängste und Unruhe sind unsere täglichen Begleiter. Das ist auch gut so, denn sonst wären wir viel zu unvorsichtig. Zum Beispiel beim Überqueren der Straße. Manchmal werden Ängste und Unruhe aber auch richtig mächtig und übernehmen die Kontrolle. Wir meiden dann Situationen, die zu unserem Weg gehören. Einen Berg kommt man jedoch nicht hoch, indem man parallel zur Kuppe geht.

Wir vermeiden Orte, Situationen oder Menschen, wenn Ängste und Unruhe die Kontrolle übernommen haben. Wenn dein Leben von Ängsten und Unruhe bestimmt wird, solltest Du definitiv eine Therapie aufsuchen. Auch die dauerhafte Vermeidung bestimmter Orte und Situationen ist ein gutes Zeichen dafür, dass Hilfe Not tut. Das wichtigste: Angststörungen sind sehr gut behandelbar.

4. Du kommst kaum noch raus. Oder Du brauchst sehr viel Willenskraft, um Dich für die kleinsten Dinge zu motivieren.

Deine Energie ist komplett aufgebraucht. Du brauchst ewig, um Dich auf den Tag vorzubereiten oder Du musst Dich extrem zwingen, selbst alltägliche Aufgaben zu erledigen. Dieses Zwingen kostet wiederum Deine Energie. Du hast Deine Aktivitäten reduziert und bist auf ein Minimum angekommen. Auch wenn es schwer fällt: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um Hilfe zu suchen. Wenn Dir das schwerfällt, kannst Du Deine wichtigste Bezugsperson fragen, ob sie Dich begleitet.

5. Du stehst mit nahen Menschen immer wieder vor demselben Problem (Obwohl Du viele Ratgeber ausprobiert hast)

Dieses Anzeichen selber zu erkennen ist sehr schwierig. Du hast das Gefühl, dass Menschen sich Dir gegenüber anders verhalten sollten? Du neigst dazu, Menschen irgendwie lenken zu wollen? Erkennen kannst Du dieses Probleme daran, dass sich andere langfristig eher von Dir zurückziehen, als mit Dir zusammen zu sein. Und das, obwohl Du doch immer dein Bestes gegeben hast.

Wenn dem so ist, dann spricht vieles dafür, dass Deine Mauern so hoch sind, dass Menschen es unangenehm finden, mit Dir zusammen zu sein. Sie können Dein wahres Selbst nicht sehen. Sie erleben Dich als unecht. Eine Therapie kann helfen. Sie braucht aber viel Zeit, da es lange dauert, bis sich diese Verhaltensweisen ändern. Diese Verhaltensweisen haben ja einen Grund, warum sie existieren. Sie waren zu einer anderen Zeit deines Lebens mal sehr hilfreich. Jetzt leider nicht mehr.

Was Du für eine erfolgreiche Therapie mitbringen solltest

Ich habe in 5 Jahren psychotherapeutischer Tätigkeit erfolgreiche und weniger erfolgreiche Therapien erlebt. Hier sind die Geheimnisse der Menschen, die es schafften, ihre Therapie erfolgreich zu durchschreiten.

  • Sei bereit, Dinge in Deinem Leben zu ändern – und dem alles andere unterzuordnen. Bevor es besser wird, muss es anders werden!
  • Sei so offen sein wie möglich. Je mehr Dein Therapeut über Dich weiß desto besser kann sie Dir helfen.
  • Zeit. Eine Therapie braucht Zeit. Für grundlegende Änderungen braucht man etwa ein Jahr des kontinuierlichen Strebens nach Veränderung. Zum Glück sieht man erste Erfolge schon nach einigen Wochen.
  • Bereitschaft sich den eigenen dunklen Seiten zu nähern und schwierige Gefühle zu erleben. Je höher diese Bereitschaft, desto eher kommst Du an den Kern deiner Probleme.
  • Realistische Erwartungen. Ja, Therapeuten sind keine Wunderheiler. Sie haben keinen Zauberstab, der alle Deine Probleme verschwinden lässt.

Es ist der Prozess, der so wunderbar ist. Dieser Prozess hat die Kraft dein Leben komplett zu ändern.
Ich habe auf beiden Seiten erlebt, wie Menschen sich ändern. Langfristig und Schritt für Schritt. Mit winzigen Änderungen in wiederkehrenden Momenten sind große Dinge möglich. Dies ist das Wunder des Lebens. Du hast die Kraft und die Möglichkeit, die Richtung deines Lebens zu bestimmen. Nutze es, packe Deine sieben Sachen für den Aufstieg zum Gipfel und los gehts in ein echtes Leben mit oder DeinemTherapeuten!

Anlaufstellen

Die Liste kann natürlich nicht vollständig sein, da es viele unterschiedliche psychische Probleme gibt. Solltest Du Dich nicht wiederfinden und trotzdem nicht gut fühlen, suche professionelle Hilfe auf und finde es gemeinsam heraus, was Dein Problem ist.

Ich weiß natürlich, wie schwer es ist einen Psychotherapeuten zu finden. Die Situation hat sich zugespitzt in den letzten Jahren, da immer mehr Menschen einen Therapeuten aufsuchen. Leider ist die Anzahl der niedergelassenen Psychotherapeuten gesetzlich begrenzt. Es braucht Geduld, aber es lohnt sich.

Hier ein paar Links, die Dir weiterhelfen können bei der Suche nach Hilfe:

http://www.frnd.de Freunde in schwierigen Zeiten (Unterstützung bei suizidalen Krisen)
http://www.telefonseelsorge.de Telefon, Chat und Email Beratung
http://www.jameda.de/psychotherapeuten-psychologen/gruppe/ Liste aller Psychotherapeuten in Deutschland

Kommentare 12

  1. Hallo Kollege Teubner,

    darf ich einen kleinen Kritikpunkt äußern: Ich finde es schade, auf die Website von Jameda zu verweisen. Dort findet man leider wie mittlerweile in vielen Datenbanken auch neben durchaus qualifizierten Kräften auch viel… freigeistiges.
    Wäre es nicht vielleicht sinnvoll, auf die Arztsuche der kassenärztlichen Vereinigungen zu verweisen? Oder auf die Therapeutensuche der BPTK? Ich weiß, dass man damit viele Kollegen im Kostenerstattungsverfahren nicht erwischt aber man empfiehlt wenigstens niemanden, der dem Patienten der ja oft genug auch nicht beruflich in voller Kraft dasteht noch das Geld für etwas abknöpft, was normalerweise eine Leistung der Krankenkasse ist.

    Ansonsten – schickes Blog, ich schaue sicher mal wieder rein.

    VG
    Caldwhyn (PP/VT)

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      Lieber Herr Caldwhyn,

      Erstmal danke für den Kommentar. Ja die Sache mit Jameda ist mir bekannt. Was ich schade finde, dass dort nicht klar getrennt wird, wen man dort sieht. Das könnte durchaus besser sein. Es ist nicht ersichtlich wer Heilpraktiker ist und wer nicht.

      Ich finde aber auch, dass der “Psychotherapeutenschein” (Approbation) nicht automatisch etwas über die Qualität der Therapie sagt. Es heißt erstmal nur, dass sich jemand einem jahrelangen, selbstausbeuterischen, vorgefertigten Weg unterworfen hat. Begonnen von der Schule, über die Uni hin zum Ausbildungsinstitut. Ich finde wir sollten die Buntheit feiern und gleichzeitig klar benennen, was auf wissenschaftlichen Füßen steht und was nicht.

      Ich werde auf jeden Fall noch einen Link direkt zur Psychotherapeutensuche hinzufügen. Was mir an Jameda aber gefällt ist, dass man Bewertungen sehen kann. Und ich glaube es gibt nichts besseres, was man zu einer Therapeutin sagen kann als: “Sie hat mir geholfen und wir hatten eine gute Zeit”.

      In diesem Sinne. Danke nochmals für den Kommentar.

      Ich hoffe wir lesen uns wieder.
      Alles Gute
      Sandro

  2. Lieber Sandro,
    vielen Dank für deinen tollen Artikel. Ich hätte ihn früher gut gebrauchen können. Mir ging es vor vielen Jahre so schlecht, dass ich sogar von einem Arzt zur Psychotherapie geschickt wurde. Beziehungsweise Listen bekommen habe, von denen ich mir einen Therapeuten aussuchen sollte. Aber ich hatte Angst. Ich habe mein Leben dann mit der Zeit selbst in den Griff bekommen, aber frage mich immer mal wieder, ob nicht ungelöste Konflikte in mir liegen, die mich unbewusst belasten. Denn manchmal merke ich, wie sich Gefühle von damals anschleichen. Sie verschwinden wieder, aber wohin oder ob ich sie nur begrabe, weiß ich nicht.
    Ich befasse mich sehr mit meiner persönlichen Entwicklung und schreibe darüber auch in meinem Blog. Ich bin überzeugt, schon sehr weit gekommen zu sein und mich das, was mich antreibt und woran ich glaube, mich gerettet hat. Aber ob ich innerlich frei bin von der tiefen Traurigkeit und Depression, die ich mal hatte, kann ich gar nicht so richtig sagen. Es würde mich aber sehr interessieren und es wäre mein Wunsch, mich davon zu lösen.
    Hast du Erfahrung damit, ob man erkennen kann, dass man seine schwierige Zeit überwunden oder nur vergraben hat?
    Liebe Grüße
    Bettina

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      Liebe Bettina,

      Vielen Dank für deinen Kommentar. Sehr schöner Blog, den Du aufgebaut hast.
      Die Frage, die Du stellst beschäftigt mich auch schon seit langem. Als ich anfing aus meiner depressiven Phase herauszukriechen beschlich mich sogleich die Angst wieder dort hinein zu fallen. Ich stellte mir auch die Frage, wie ich auf jeden Fall nie wieder depressiv werde. Meine Erfahrung ist, dass dieser Gedanke mich in eine Falle führt. Ich versuche dann diesen traurigen Gedanken und der Energielosigkeit aus dem Weg zu gehen. Das führt mich auf den gleichen Weg wieder zurück in die Depression.

      Ich habe mich auf meinem Weg entschieden allen Gefühlen einen Raum zu geben ohne, dass ich sofort auf diese Gefühle höre. Ich versuche eine wahrnehmende Haltung einzunehmen und meine Gefühle (auch die traurigen) willkommen zu heißen und zu fragen, was sie mir wohl sagen wollen. Das ist mein Weg und den übe ich so oft es mir möglich ist. Also nicht immer 😉

      Also meine beste Antwort auf deine Frage lautet: Du hast die schwierige Zeit überwunden, wenn du aufhörst sie zu bekämpfen. Das klingt vielleicht paradox, aber es ist meine Erfahrung und für mich hat es soweit gut funktioniert. Das heißt aber nicht, dass es für alle so sein muss. Wie sind denn deine Erfahrungen so? Wann wird die Depression stärker für dich und wann hat sie weniger Macht über Dich?

      Danke für diesen offenen Austausch. Alles gute für Dich und auf Deinem Weg. Freu mich einen Teil davon mitzugehen.
      Sandro

      1. Lieber Sandro,
        vielen Dank für dein Lob und danke für deine hilfreichen Worte. Es tut gut zu wissen, dass auch andere die gleiche Frage beschäftigt. Deine Angst kenne ich gut.

        Die Gefühle offen anzunehmen, finde ich eine sehr gute Idee. Ich habe das auch schon versucht, aber es klappt nicht immer 😉 ich versuche mir deinen schönen Satz vor Augen zu halten und nicht gegen das was in mir ist, anzukämpfen: “Du hast die schwierige Zeit überwunden, wenn du aufhörst sie zu bekämpfen.”

        Deine Frage ist schwierig zu beantworten. Bei mir kommt sie z. B. in Phasen, in denen ich mich über lange Zeit hinweg nicht wohlfühle. Z.B wenn ich von Menschen “zu sehr gebraucht werde”. Wenn ich das Gefühl habe, Kraft zu geben und sie nicht wieder aufladen zu können. Wenn ich dann mehr auf mich höre und egoistischer werde, auch mal nicht für jemanden da bin, dann kann ich mir die Zeit nehmen, um Kraft zu tanken. Was für mich dann aber auch etwas blöd ist, weil ich andere enttäusche, weil sie Zeit mit mir wollen, mir das aber zu viel ist. Oder weil ich dann wiederum traurig bin, dass ich so “empfindlich” bin.

        Zum Glück geht es mir momentan gut und ich versuche, die Balance zu halten. Aber so ganz weiß ich nicht, ob in mir nicht etwas von früheren Zeiten schlummert, was das ganze überhaupt losgetreten hat und sich immer wieder bemerkbar macht. Das kann mir nämlich niemand genau sagen und darin liegt ja eigentlich die Ursache, die ich auflösen möchte. Aber vielleicht sollte ich auch einfach nicht drüber nachdenken, wenn es nicht akut ist? 🙂

        Danke für deine Unterstützung.
        Liebe Grüße

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          Liebe Bettina,

          Vielen Dank für Deine lieben Worte.
          Ich finde es ok, empfindlich zu sein. Das heißt, dass du viel wahrnimmst und spüren kannst. Das ist eine wichtige Gabe. Bewahre sie Dir. Sie macht dich zu der Frau, die Du bist.

          Bei deinen Worten sind mir vor allem “enttäuschen” und “egoistisch” aufgefallen. Mit dem Enttäuschen ist das so eine Sache. Enttäuschen kann man Menschen indem man sie vorher getäuscht hat. Wer klar sagt, was er möchte und was wichtig ist, der täuscht niemanden. Natürlich sind Menschen traurig, wenn sie mehr Zeit mit dir haben wollen. Aber das ist doch ein schönes Zeichen. Es warten Menschen auf dich, da draußen wenn Du wieder Energie hast.

          Ich finde wenig egoistisch daran für sich selber zu sorgen. Ich habe bisher noch keinen Menschen getroffen, der sich zu gut um sich gekümmert hat. Selbst die Narzissten, die es ja schaffen, dass sich die Menschen immer um Sie und ihre Bedürfnisse drehen kümmern sich selber nur wenig um sich. Sie hören ihrem inneren Kind nicht zu sondern versuchen einfach ein Loch zu schließen. Mit Oberflächlichkeiten. Konsum, Geschwindigkeit, Sex, …

          Ich finde wenn Du freundlich mit Dir umgehst hast Du die Chance die beste Version von Dir wachsen zu lassen. Davon profitierst nicht nur Du sondern auch deine Freunde 🙂 Und nur wenn es Dir gut geht kannst Du anderen Menschen eine Stütze sein.

          Manchmal habe ich auch keine Kraft für meine Tochter da zu sein. Dann sage ich ihr, dass ich mich kurz hinlege und wir danach spielen. Ich glaube das ist auch ein wichtiges Signal: “Mein Papa kümmert sich darum, dass es ihm gut geht” Ich habe dann mehr Kraft wirklich “da” zu sein, was mir im alltäglichen recht schwer fällt.

          Ich wünsche Dir viel Kraft und Zeit für Dich da zu sein und auf dein inneres Kind zu hören 🙂

          Alles Gute
          Sandro

      2. Liebe Sandro,
        ich antworte unter diesen Kommentar, da es unter deinem aktuellen keine Antwortmöglichkeit gibt. Ich danke dir für deinen Zuspruch. Du hast mich daran erinnert, dass es ok ist, so zu sein wie ich bin und mich das auch ausmacht. Und auch das mit dem Egoismus sehe ich nun nicht mehr so negativ. Ich kümmere mich um mich, um Energie für andere haben zu können. Vielen Dank für die Erinnerung daran und deinen persönlichen Einblick! 🙂
        Ich wünsche auch dir alles Gute weiterhin und viel Erfolg mit deiner Arbeit.
        Ich werde dich hier gerne wieder besuchen! 🙂
        Liebe Grüße
        Bettina

  3. Ich habe unzählige Stunden Therapie gemacht. War 5x in psychosomatischer Kuren in einem renommierten Haus.
    Letztendlich hat Therapie nicht viel gebracht ausser Laberei.
    Die letzten beiden Therapien habe ich ,erstmalig, abgebrochen. Wegen Unfähigkeit bzw. Arroganz und Geldgier, der letzte Therapeut wollte für jede Stunde50€ schwarz,hab ich 5 Stunden gemacht, bis ich gemerkt habe das der nach Schema F arbeitet und bei jedem
    nach der gleichen Masche.
    Kurzum, MIR hat Therapie nichts gebracht oder vielleicht minimal. Das was mir am meisten geholfen hat war, gesunder Menschenverstand, sich selbst motivieren( sehr, sehr schwer, aber möglich in Babyschritten) und ein Antidepressivum, allerdings nach 13 gescheiteren Versuche, da alle vorherigen Medikamente massive Nebenwirkungen hatten.
    Ich sage nicht, Therapie bringt nichts. Mir hat sie nicht viel gebracht , ich dachte aber währenddessen das sie was bringt.

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      Lieber Stanley,

      Danke für Deinen Kommentar. Als erstes möchte ich sagen, dass es mich freut, dass Du Deinen Weg gefunden hast. Ich finde Psychotherapie ist nur ein Weg von vielen mit seinen schwierigen Gedanken und Gefühlen zurecht zu kommen. Manche Menschen schreiben Bücher, singen oder machen Kunst. All das sind auch Möglichkeiten mit den Unwegbarkeiten des Lebens zurecht zu kommen.
      Es stimmt. Therapie hilft nicht allen Menschen. Manche Menschen profitieren leider nicht davon. Ich habe beide Seiten erlebt. Therapien, die den Menschen geholfen hat und welche, die nicht die erhoffte Veränderung brachten. Das kann man leider vorher nicht wissen. Das ist aber auch der Grund, warum ein guter Therapeut niemals ein Heilsversprechen abgeben sollte. Niemand kann vorher wissen, was das Ergebnis einer Therapie ist. Danke, dass Du mich darauf hinweist und wie wichtig die Bescheidenheit in diesem Prozess ist.

      Alles Gute für Dich
      Sandro

  4. Lieber Sandro,

    ein sehr schöner Artikel. Leider muss man oft viel zu lange auf einen Therapieplatz warten und wenn dann die Chemie nicht stimmt … Nicht jeder Psychotherapeut ist wirklich empathisch.
    Im vergangenen Jahr hatte ich eine sehr heftige Depression, infolge dessen ich auch meinen Job gekündigt habe. Nach Monaten durfte ich dann bei zwei Psychologischen Psychotherapeuten “schnuppern”. Ich habe die Therapie abgebrochen, da war null Empathie da.

    Eigentlich bin ich der Meinung, dass wir die Lösung schon selber in uns tragen, aber manchmal können wir sie nicht sehen. Dann brauchen wir einen Anstupser von außen. Ich will jedenfalls aktiv und selbstbestimmt an mir arbeiten.

    Ich habe mir dann Unterstützung bei einer jungen Frau geholt, auf deren Blog ich schon monatelang mitgelesen habe und die sehr authentisch schreibt. Sie kennt aus eigener Erfahrung die dunkle Nacht der Seele. Außerdem ist sie den Weg schon gegangen, auf den ich mich begeben will. Ob sie Zertifikate hat weiß ich nicht, es war mir auch egal – denn der Termin bei ihr war meine Initialzündung. Danke daher auch an Dich – was Deine Antwort zum ersten Kommentator betrifft.
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    Jetzt habe ich eine wirklich wunderbare Psychologin, die sich noch in der Ausbildung befindet. Gemeinsam arbeiten wir an den Themen, die mir wichtig sind.
    Weder das Alter noch die Art der Ausbildung sind für mich entscheidend. Wichtig ist mir, dass mein Gegenüber mir Wege aufzeigt, wie ich mir selber helfen kann und dass er/sie auch die nötige Empathie aufbringen kann und – das ist mir wichtig: auf Augenhöhe! Nicht so: Ich bin der Therapeut und ich zeige Dir jetzt, was Du tun musst….

    Dein Blog ist sehr inspirierend.
    Herzliche Grüße,
    Sabine

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      Liebe Sabine,

      Vielen Dank für deinen offenen Kommentar, der zeigt wie verschieden die Wege sein können. Erst bei etablierten Therapeuten kein Verständnis gefunden und jetzt eine eher unerfahrene Therapeutin, bei der Du ein gutes Gefühl hast. Ich finde das ein schönes Beispiel dafür worauf es ankommt: Jemand der mit offenen Herzen auf die Menschen zugeht, die ihm begegnen. Auch die Bloggerin hat dir sehr geholfen. Verrätst Du mir wer das war? Ich bin immer auf der Suche nach Menschen, die auch für mich inspirierend sind. Kannst Du mir auch gerne per Mail schreiben: sandro@actblog.de

      Ich finde es schön, dass Du deiner jungen Therapeutin eine Chance gegeben hast Dein Herz zu erobern, obwohl Du schon zwei Mal auf die Nase gefallen bist. Dazu gehört Mut. Ich weiß genau wie es ist als “ganz schön jung” gesehen zu werden. Es ist auch in der Tat komisch von jemand behandelt zu werden der auch der Sohn oder die Tochter sein könnte. Aber wenn man sich auf Augenhöhe begegnet dann gibt sich das von selbst und man fängt gemeinsam an zu entdecken in welche Richtung man gehen sollte.

      Die lange Wartezeit ist leider ein Problem in Deutschland. Das hat was mit gesetzlichen Regelungen zu tun. Es wäre kein Problem mehr Therapeuten zuzulassen. Aber das ist politisch nicht gewollt.

      Danke nochmal für deinen schönen Kommentar und alles Gute für Dich und deinen Blog

      Sandro

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