Achtsamkeit ist nicht genug

Achtsamkeit ist nicht genug, um ein erfülltes Leben zu führen

ACTforLIFE Fokus 5 Comments

Inzwischen gilt Achtsamkeit als “Wunderwaffe” gegen viele psychische Probleme. Aber Achtsamkeit ist nicht genug. Achtsamkeit und Meditation schwimmen auf einem Hype, der verspricht die Probleme des Alltags zu lösen und Dir aus Deiner schwierigen Phase herauszuhelfen. Glaube dem Hype nicht! Achtsamkeit ist ein wichtiger Bestandteil, um ein erfüllteres Leben zu haben. Aber Achtsamkeit ist nicht alles. Ein erfülltes Leben braucht mehr!

Achtsamkeit ist nicht genug

Achtsamkeit und Fokus

Natürlich ist Achtsamkeit und Gelassenheit wichtig für ein reichhaltiges Leben. Und oft ist es ein guter Startpunkt für ein “anderes” Leben. Wer aber an diesem Startpunkt stehenbleibt verpasst ne Menge. Achtsam sein heißt mehr in seinen Empfindungen zu verharren, sie nicht zu verurteilen und offen zu sein. Und dann? Wenn Du weiter deine alten Gewohnheiten pflegst. Inaktiv bist, oder immer dieselben Fehler machst bist Du weiter auf einem schwierigem Pfad. Nur bist Du jetzt achtsam. (Und hast zum Glück die Möglichkeit zu bemerken, wenn Du Mist machst). Manchmal ist aber auch schon ein guter Schritt erstmal anzuhalten und zu bemerken.

Achtsamkeit ist nicht genug!

Zum Leben gehört das Fühlen UND das Handeln. Wer nur bemerkt kommt keinen Schritt weiter in seinem Leben. Du verharrst. Und nun? Was ist der nächste Schritt? Wo soll die Reise hingehen? Die Frage, die sich stellt: Wie handeln? Wie in dieser Welt sein? Und vor allem Wann damit anfangen?

Nicht die Schritte vergessen

Wenn Du in deiner achtsamen Welt verharrst wirst Du nicht weit kommen. Es braucht Handlungen und Bewegungen. Im äußeren. Wie sollen diese Bewegungen aussehen?

Was ich bei meinen Schritten in der Welt der Achtsamkeit beobachtete war, dass ich in der Achtsamkeit die Gelassenheit fand mich auf das zu konzentrieren, was mir wichtig ist. Also für mich ist diese Achtsamkeit und Meditation ein guter Rahmen, um einen Tag zu beginnen und mich ein wenig von meinen anhaftenden Gedanken zu lösen: „Du musst noch x oder y machen“. Stattdessen konnte ich mich besser auf die für mich wesentlichen Sachen fokussieren. Und das ist nicht Facebook, Emails und Spiegel-Online…

Gefahr der Achtsamkeit

Die Fokussierung auf die Innenwelt ist aber nicht nur hilfreich. Achtsamkeit birgt auch Gefahren! Wenn Du Achtsamkeit mit der falschen Idee einsetzt kann sich das negativ auswirken. Ich erlebe immer wieder Menschen, die zu mir kommen und sagen: „Großartig! Endlich bin ich diese negativen Gedanken los…“. Das ist eine tolle Sache und ich freue mich für die Menschen, weil sie mal eine Auszeit von ihrer Gedankenmaschine hatten. Es kann Dich aber auch auf den falschen Pfad setzen. Ein Pfad, auf dem es weiter darum geht Gefühle zu unterdrücken oder wegzumachen. Achtsamkeit beinhaltet das Wahrnehmen alle Regungen: Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen. Gerade, wenn Du viele negative Gedanken hast ist es natürlich eine Befreiung davon mal loszulassen. Gleichzeitig kann es Dich aber auch auf die Spur bringen unbedingt deine negativen Gedanken loszuwerden. Was die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die negativen Gedanken und Gefühle mehr Macht über Dich gewinnen. Denn Sie müssen ja unbedingt entfernt werden. Und damit kann man sich den ganzen Tag lang mit beschäftigen 😉

Es geht bei Achtsamkeit und Meditation darum alle Gedanken in Empfang zu nehmen und wieder loszulassen. Auch die positiven. Die schönen Momente. Und dann die Dinge zu tun, die wichtig sind.

Jetzt den Fokus setzen

Es geht nun darum loszulassen und dann loszulegen. Ein erfülltes Leben beginnt mit Deinen Handlungen. Dein Kurs in Deinem Leben zählt. Und nur Du kannst die Richtung setzen. Niemand sonst. Dein Leben wartet auf Dich, von Dir gelebt zu werden. Und Du hast die Chance jeden Tag einen Stück dieses Weges zu gehen. Das ist das Glück und die Möglichkeit. Egal, was heute war. Morgen ist wieder ein neuer Tag die Richtung, in die Du möchtest, einzulegen.

Hier ein kleiner Erleichterung, wie Du Dich für eine Richtung entscheiden und loslegen kannst:

  • Spüre, wer in deinem Leben wichtig ist: Partner? Freunde? Kinder? Kollegen?
  • WIE möchtest Du mit ihnen umgehen? Was für ein Freund/Partner möchtest Du sein?
  • Stelle Dir vor ein Freund oder Familienmitglied wird in 10 Jahren interviewt, was für ein Mensch Du bist. Welche Eigenschaften Du hast, und was Dein Leben beinhaltet. Schreib auf, was dieser Freund oder Familienmitglied über Dich sagen SOLL.
  • Und dann? Klar: Fang an diese Ideen in die Tat umzusetzen. Wann und Wo möchtest Du das umsetzen?
  • Mach einen Schritt auf das zu, was Dir wichtig ist. Und vor allem: Lass den Entdecker in Dir raus. Mach etwas Neues. Was Du noch nie gemacht hast und wage den Sprung. Und schau, was passiert.

Achtsamkeit ist auf diesem Weg sehr hilfreich, denn nur so merkst Du wenn Du vom Weg abkommst. Aber wie willst Du Segel setzen, wenn Du nicht selber Hand anlegst? Dein Schiff kann leider nicht mit Deiner Gedankenkraft angetrieben werden. Also sei freundlich zu Dir und setz Deine Segel in den Wind! Jeden Tag aufs Neue.

Wo geht Deine Reise gerade hin? Wie sind Deine Erfahrungen mit Achtsamkeit und Deinem Lebensweg? Ich freue mich von Dir zu lesen 🙂

Alles Gute

 

Kommentare 5

  1. Ich habe manchmal den Eindruck, als wollte ich die perfekten Gefühle. Mein ideales Ich. Vielleicht geht es mir ziellos besser. Ohne Segel setzen. Was ist, wenn mein hochsensibler Körper nicht meditieren will, Sandro? Kann besser entspannen mit Musik oder warmem Wasser. Und wenn ich lieber unachtsamer wäre? Dann hätte ich weniger Input und Stimmengewirr in mir. Ziele setzen mich unter Druck in letzter Zeit oder der Markt gibt meine Ideen gerade nicht her. Z. B. wollte ich kleiner wohnen aber nicht teurer. Also bleibe ich noch hier. Weniger und genau die richtigen Dinge tun, ist mein Ziel. Auch wenn ich das genaue Ziel noch nicht kenne. Einfach netter zu sich selbst sein. Schauen, was ich alles nicht erreicht habe und darüber lachen, z. B. . Meine Angewohnheiten kommen nämlich auch schon wieder zurück. “Hast du wirklich gedacht, du wärst uns so schnell losgeworden?” Äh, ja.

    1. Post
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      Liebe Tanja,

      Danke für Deinen Kommentar 🙂 Ziellos sein und treiben kann auch ein schöner Zustand sein. Manchmal ist auch toll einfach zu gucken, was passiert. Nur sollten wir dann nicht überrascht sein, wenn wir an Orten landen zu denen wir nicht wollten.
      Ziele und Richtungen sollten Dich nicht unter Druck setzen. Sie stellen lediglich Möglichkeiten dar in dieser verwirrenden Welt einen Weg sich zu bahnen. Und am Ende kommst Du sowieso woanders an, weil der Wind und die Strömung dich vom Weg abbringen. Also ganz normal, wenn die alten Gewohnheiten wieder anklopfen.
      Ja nach den perfekten Gefühlen suche ich auch und finde sie selten. Und immer öfter erwische ich mich dabei die Gefühle die da sind in Empfang zu nehmen und sie freundlich zu begrüßen. Öfter aber nicht immer. Manchmal da kämpfe ich und wenn ich genug gekämpft habe lasse ich los und werde ganz friedlich mit mir.

      Alles Gute Dir
      Sandro

  2. Hallo ich finde den Beitrag sehr wichtig und schön. In guten Phasen wie gerade komme ich gut mit Stille klar. Ich finde ich kann sogar “achtsam denken”, wenn es mir gelingt meine GEdanken an konstruktiven Fragen aufzuhängen, ich spinne kreative Ideen, finde mich. Gerne drehe ich mich dann um fragen: Was berührt mich? was will ich in meinem Leben bewegen? …
    Werte sind immer ein schöner GEdankenanker in Kopfzeiten. Allerdings finde ich nur Antworten auf diese Fragen wenn ich Erfahrungen gemacht habe. Alle meine Werte resultieren aus Erlebnissen und Erfahrungen. Und die kann ich nur sammeln wenn ich raus gehe, was riskiere, probiere, auf Menschen zu gehe …
    Ich habe oft Angst vor solchen Schritten weil sie Risiko sind und ich mich verletzlich mache (könnte scheitern, mich blamieren…) Viele Dinge habe ich mit Angst getan. Ich kann zwar gut auf Leute zu gehen, aber ich habe immer viel Angst im Bauch dabei -nur meine Neugier ist eben größer. Jedenfalls habe ich solche schritte, auch wenn sie scheinbar verrückt schienen (am Bahnhof beim Aufenthalt mit einem Straßenpunk essen gehen, trotz zeitmangel eine Sprachpatenschaft anzuzetteln, als chaotisch verkopftes Mädel Landwirtschaft zu studieren und auf Höfen “mitarbeiten” zu wollen…) nie bereuht. Erfahrungen sind Bereicherung und Leben. Auch wenn ich manchmal einstecken musste, es eigene Fehler, Scheitern und Zurückweisungen gab ich bin für jede einzelne dankbar. . Das ist mein innerer Reichtum und auch meine Erdung. Es geht mir besonders dann gut wenn denken und tun im Gleichgewicht sind. Und wenn tun erst einmal “nur” der kleinste mir mögliche schritt ist.. zB sich mit jemanden treffen und zusammen spazieren zu gehen.

  3. Wenn ich mich gegenüber bestimmten Umständen oder Gewohnheiten “machtlos” fühlte, hat es mir gut getan in anderen Bereichen etwas (mit Liebe) “tun” und darüber positive Erfahrungen sammeln zu können. Das löste zwar nicht direkt den inneren Konflikt (der hat ca. 10 Jahre gedauert), half aber zu relativieren, aus-, durch- und die Richtung bei zu behalten.

  4. Hi Sandro,

    sehr guter Artikel. Heute, wo die große Achtsamkeitswelle immer mehr in den Mainstream schwappt, ist es sehr gut, wenn auch jemand darauf aufmerksam macht, dass Achtsamtkeit ein Werkzeug ist, aber nicht das Ziel. Sicherlich ist Achtsamkeit ein ganz besonderes Werkzeug, vielleicht sogar ein unverzichtbares. Darüber ist man sich auch unter Psychologen längst einig denke ich. Umso wichtiger finde ich es, kein “Ding” oder keinen Selbstzweck aus Achtsamkeit zu machen und den Begriff “Achtsamkeit” nicht zu einer Schublade werden zu lassen in welche alles von “Entspannung” bis “Gewahrsein” einsortiert wird. Man kann mittlerweile bestimmt differenzierter werden und auch über den Tellerrand schauen.

    In deinem Beitrag schreibst du, dass es wichtig ist, neben dem Training von Achtsamkeit auch aktiv seine Ziele zu verfolgen. Finde ich auch. Ich habe dein Blog bisher nur überflogen, aber es geht wohl auch viel darum, für sich Werte zu klären und dass daraus Entscheidungen erwachsen. Ich denke dies ist genau der wichtigere Faden, den man verfolgen muss, die Aktivität ist dann der zweite Schritt.

    Ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich hier auf zwei Artikel aus einem anderen Blog verweise. Im ersten lässt sich Brad Warner auf seine übliche lässige Art und Weise über MBSR aus und verlinkt weitere interessante Texte. Wem das noch nicht zu viel war, der liest den zweiten Artikel und freut sich darüber, dass endlich auch dem Godfather of Mindfulness, Jon Crabme.. äh Kabat-Zinn, Tribut gezollt wird:
    http://hardcorezen.info/mbsr-article/2396
    http://hardcorezen.info/the-newly-mindful-anderson-cooper/3230

    Viele Grüße,
    Thomas

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