Wie ein Schachbrett Dir helfen kann ein reichhaltiges Leben zu führen - ACTblog.de

Wie ein Schachbrett Dir helfen kann, ein reichhaltiges Leben zu führen

ACTforLIFE Gelassenheit 6 Comments

Hörst Du sie auch? Die Stimmen? Nein, ich meine nicht Stimmen von anderen Menschen. Sondern das Geschnatter Deines Verstandes. Er möchte Dich mal davon überzeugen möchte, dass Du so ziemlich der nutzloseste Taugenichts unter der Sonne bist und mal dich in den siebten Himmel loben. Das Geschnatter über all die Möglichkeiten, die Du nutzen solltest oder bereits verpasst hast. Es ähnelt einem inneren Kampf mit Dir selbst, wie bei einem Schachspiel.

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Beende den Kampf! Bild: Shutterstock: Orla

Ein Kampf der Gedanken. Und wenn es nach uns ginge, blieben natürlich nur die “guten” Gedanken am Ende des Tages übrig. Immer wieder schleichen sich aber doch diese fiesen kleinen Abwertungen in unser Denken…

Du kannst gar nicht genug Affirmationen aufsagen, als das Dein Verstand nicht schon die nächste Gemeinheit über Dich auf Lager hätte.

Also vielleicht probierst Du mal einen neuen Weg. Ich hätte da einen Vorschlag für Dich in diesem Artikel.

Dieses Gedankengeschnatter kenne ich schon sehr lange. Am liebsten kämpfte ich gegen meine traurigen und depressiven Gedanken. Depressiv sein ist keine schöne Sache. Es ist anstrengend. Ein 24h Job. Vor allem wenn man mit depressiven Gedanken versucht gegen die Depression anzukommen. Kleines Beispiel?: Es fängt an morgens beim aufstehen. Das kennt wahrscheinlich jeder. Keine Lust. Also bleibt man noch ein wenig liegen. Naja 10 Minuten. Und nochmal 10 und naja dann eben noch mal 10. Nun ja. Jetzt ist es auch egal, ob ich um 8 oder 10 Uhr aufstehe. Also bleibe ich noch länger liegen, trödel im Internet rum. Aus 10 Minuten werden unversehens 2 Stunden und ich hab mal wieder die Vorlesung verpasst. Es folgt eine Reihe von Abwertungen gegen sich selbst: “Du musst Dich mal zusammenreißen. Wenn das so weiter geht landest Du in der Gosse. Du bekommst nix hin.” So startet der Tag ziemlich übel.

Gedankengeschnatter

In unserem Kopf spielt sich ein ständiger Kampf zwischen vielleicht etwas hilfreicheren und weniger hilfreichen Gedanken ab. Und wir müssen ständig auswählen welchen Gedanken wir folgen sollen. Lieber pünktlich sein oder doch noch ein paar Minuten entspannen. Bei einer Diskussion etwas sagen, oder doch lieber still sein. Ständig belagert uns unser Verstand mit allerlei guten und vor allem gut gemeinten Ideen für unser Verhalten. Wir versuchen dann krampfhaft all die “bösen” Gedanken auszulöschen, die uns von “unserem Weg” abbringen. Diese Gedanken sollen weg. Am Besten ausgelöscht, auf dass wir nie wieder in Versuchung kommen und immer auf dem rechten Pfad bleiben.

Dieser Gedanke ist aber auch schon wieder Teil des Kampfes und wird gerne belagert von Ideen wie:

“Naja aber heute mach ich mal ruhig und entspanne mich.”

Ähem. “Aber ich muss noch unbedingt diese zehn unaufschiebbaren Sachen erledigen. Ausruhen geht gar nicht.” –

“Aber meine Gesundheit. Ich muss auch endlich mal an meine Gesundheit denken.” –

“Ach Gesundheit. Das wird völlig überbewertet. Du musst unbedingt noch Diesen Bericht fertig machen. Danach kannst Du entspannen.”

Oh ja. Unser Verstand ist kreativ.

Wie kommst Du aus diesem Schlamassel wieder heraus?

Die Antwort lautet: gar nicht, aber du kannst die Perspektive wechseln. Mit einem Schachbrett.

Was passiert bei einem Schachspiel? Weiße und schwarze Figuren kämpfen um die Oberhand auf dem Brett, um den gegenerischen König zu besiegen. Ungefähr so wie wir versuchen, die “negativen” Gedanken wegzumachen auf das wir ständig auf dem “rechten Weg” bleiben.

Wer bist Du in diesem Spiel? Und vor allem Wo? Wenn wir kämpfen dann sind wir der Spieler. Wir ziehen den einen Gedanken gegen den anderen Gedanken ins Feld und hoffen uns so Schach Matt zu setzen. Und damit Klarheit zu erlangen. Und funktionierts? Wie ist Deine Erfahrung? Wirklich. Geh einen Moment in Dich und erinner Dich an die Situationen.
Meine Erfahrung und die der Menschen, die ich treffe ist, dass dies eine ewig währende Schlacht ist. Aufreibend. Ermüdend. Und wenn man mal nicht aufpasst hat es einen erwischt…

Zwischenfrage: Wem gehören eigentlich die schwarzen Figuren? Sind sie Teil von Dir? Warum bekämpfst Du einen Teil von Dir? Wobei soll das helfen?

Dieser Kampf hat kein Ende, denn er wird jeden Tag in Deinem Kopf geführt. Er beschäftigt Dich ohne, dass er Dich weiter bringt.

Die entscheidende Frage

Wenn das Spielen und Kämpfen so anstrengend ist, welche andere Position außer als Spieler kannst Du noch einnehmen? Was gehört alles zum Schach spielen dazu?

  1. Spieler (ermüdend auf die Dauer)
  2. Schachfiguren (Deine kämpfenden Gedanken, die Du hin und her schiebst)
  3. das Brett (Was macht das Brett?)

Das Schachbrett als Perspektive

Was macht das Schachbrett bei diesem Spiel? Es hält die Figuren und trägt jeglichen Kampf, der da oben passiert. Egal wie schlimm es oben auf ihm zugeht, es trägt alles. Mit Gleichmut.

Ist dem Schachbrett wichtig wer gewinnt? Wäre Schach spielen möglich ohne das Brett?

Sei wie das Schachbrett

Deine Gedanken sind Teil von Dir und Du hast die Wahl, ob Du mit ihnen kämpfst oder eine Perspektive des Beobachten und Wahrnehmens einnimmst. DU bist das Brett auf dem alle Deine Gedanken sich abspielen können. Seitdem Du denken kannst ist diese Perspektive vorhanden. Und diese Perspektive wird da sein bis zu Deinem Tod. Sie ist konstant und stark und kann alles halten, was bei Dir im Kopf passiert. Wie das Brett. Das ist Deine innere Stärke. Zu wissen, egal wie schlimm es ist, es gibt mich, die all das halten kann.

Hör auf gegen Deine eigenen Gedanken anzugehen. Sie sind Teil von Dir. Warum solltest Du gegen etwas kämpfen, was zu Dir gehört?

Nimm all die Gedanken wahr, die Dir helfen wollen einen Weg durch das Leben zu finden. Entscheide Dich dann, in welche Richtung Du gehen möchtest. Aber nicht weil Deine Gedanken es so wollen, sondern weil Du als “Brett” es so willst.

So kannst Du unabhängiger von Diesem Kampf in Deinem Kopf werden und ein Leben führen, dass DIR wichtig ist.

Welchen Kampf trägst Du gerade mit Dir aus? Und wie kommst Du aus Deinem Gedankenkarussel wieder heraus? Ich freue mich davon zu lesen.

Kommentare 6

  1. Ein interessanter und sehr schöner Vergleich. Ich habe auch, als ich letztes Jahr mit meiner Depression gekämpft habe, gemerkt, dass das Kämpfen an sich nicht viel nützt. Sobald ich nämlich die Gedanken zu lasse, mich ihrer bewusst werde, sind sie schon sehr viel weniger machtvoll als noch vorher. Und wenn es mir nicht gut geht, dann kämpfe ich auch dagegen nicht mehr an. Ich nehme mir dann einfach Zeit, kuschele mich in eine Decke mit einem heissen Kakao und einem Buch und am nächsten Tag bin ich wieder voll da.
    Man könnte also durchaus sagen, dass ich es immer mehr und mehr schaffe mich als Brett zu sehen und einfach mal die weißen, mal die schwarzen Figuren gewinnen zu lassen. 😉

    1. Post
      Author

      Hallo Ildiko,
      Das finde ich einen schönen Vergleich, den Du da ziehst. Schön, dass es Dir besser geht und Du nicht mehr so viel kämpfst. Das Leben ist doch so schon anstrengend genug, oder?

      Alles Gute
      Sandro

  2. vielen Dank für diesen treffenden Artikel! Mir hat es geholfen die Neigungen des Verstandes aufgelistet zu bekommen. seit her werde ich eher drauf aufmerksam wenn mein Kopf mal wieder versucht was “einzuordnen” (vergleichen und bewerten) was nicht objektiv einzuordnen ist, Lösungen für Probleme sucht für die es keine gibt, verurteilt… etc. dann erkenne ich das schneller und sage “ah mein Verstand mal wieder!” und versuche meine Aufmerksamkeit auf Sinneswahrnehmungen (zB auf dem Weg zur Arbeit oder beim Geschirrspülerausräumen oder einfach das Gefühl im Bauch…) zu lenken bzw. mich über Achtsamkeit ins “jetzt” zu holen. Bei tollen Ideen meines Verstandes fällt es mir schwerer mich zu distanzieren. Darum schreibe ich auch immerwieder Kommentare in Blogs, für die mein verstand mich hinterher wieder kritisieren wird “Nie wieder schreibst du was ins Internet, hast Du mich verstanden!?!” … 😉
    Das tolle an dem Schachbrett finde ich egal was die Figuren denken, es ist davon unabhängig so wie es ist. schwarz UND weiß. Die Dinge sind wie sie sind und ich übe immerwieder sie einfach sein zu lassen und nicht mehr beschreiben zu wollen. zu fühlen anzunehmen und gut.
    Mir fällt es leichter mich für den Moment und das Sein zu öffnen wenn die Umgebung angenehm ist. Gerade habe ich mich von zu hohen Erwartungen meiner Chefin getrennt (jaja Versagerin!) aber damit ist mir auch eine innere Blockade genommen. Meine Seele atmet wieder weit. Ich habe innerlich mehr Raum auf das zu hören was mein Herz will (oder um Kommentare in Blogs zu schreiben). Auch in schönen Momenten in der Natur kann ich mich innerlich öffnen und wieder SEIN.
    Dieses Dinge SEIN-lassen vlt zu gucken wie sie sich anfühlen und dann zu akzeptieren (ohne analysieren;) ist was was andere viel besser können als ich. Was mir dabei hilft ist der Glaube daran dass alles was ist einen Grund oder Sinn (höheres Ziel) hat und somit gut ist wie es ist. (“Hoffnung heißt nicht zu hoffen, dass alles gut ausgeht, sondern zu hoffen, dass alles einen Sinn hat egal wie es ausgeht.” …”Wir sind geboren worden ob wir (unser verstand) wollten oder nicht.” haben die toten Hosen mal gesungen. Ich finde das faszinierend. Es gib etwas viel höheres als unseren Verstand dass uns wollte, sei es Gott oder sonst wer. Wir sind gewollt und sollten SEIN. Das ist der feste Grund auf dem das Schachbrett steht. und kein Schachzug kann diese Wahrheit angreifen. In Begegnungen mit Menschen kann ich das gut spüren. Manchmal ist es egal “wer” der andere ist, was der andere denkt oder sagt. Es ist einfach schön das dieser Mensch da ist und dass er ist wie er ist. Es ist schön in Begegnungen jeglicher Art diesen “festen Grund” gemeinsam unter den Füßen zu spüren und gemeinsam einfach nur zu SEIN.

  3. was mir ein bisschen bei diesem Bild fehlt ist die Emotionalität. Penetrante Gedanken rühren ja oft von etwas das mich innerlich bewegt und lassen sich dann nicht so leicht abschütteln. In der Pubertät hatte ich gerne exzessive Phasen mit Musik oder der “vollgeheulteTagebuchtechnik”. Heute ist mein Ventil am Sonntagvormittag, wenn ich die Familie aus dem Haus schicke, die Musik laut aufdrehe, meinen Emotionen Raum gebe und gerne Mitsinge ;). Danach geht es mir oft viel besser. Ich lasse meine innere Sehnsucht zu Wort kommen und kann mich dabei neu finden. Denn ich finde die innere Sehnsucht ist etwas das mich mehr aus macht als meine Gedanken. Es gibt auch Stille Phasen mich zu finden. Wenn zuviel Stress ist und ich mir die Zeit nicht nehme, stresst mich mein inneres manchmal auch in Form von “Kopf”, das sich nicht mit der “alltäglichen” Achtsamkeit beheben lässt. Kann sein dass das verkehrt ist wg reinsteigerugsgefahr?. Ich habe den Kontrast gern mich nach solchen Phasen wieder mit jemanden zu treffen und lässig das leben zu feiern. Schönes Wochenende!

  4. Ich schicke meine Fam natürlich nicht aus dem Haus weil ich meine Ruhe, sondern Platz zum putzen haben will. Kann nicht sagen zu wieviel% das bessere Gefühl auf die ordentlichere Bude oder auf die “Tanzstunde” zurück zu führen ist. Hauptsache ich fühle mich danach wieder gesellschaftsfähig 😉

    1. Post
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      Liebe Josi,

      Vielen Dank für deine schönen Bemerkungen. Ich finde Du beschreibst diese “feste” Ebene des Schachbrettes für mich sehr nachfühlbar. Dieser Punkt an dem wir bemerken, dass wir nur “sind”. Das interessante ist, ja dass sobald wir diese Ebene mit Worten meinen zu “finden” wieder weg ist. Das ist nämlich “rückbezüglich”. Ich merke, dass ich bemerke…

      Und ja diese Ebene der Sinngebung ist total wichtig. Wir haben unseren Verstand auch dazu, dass wir am Ende eine Geschichte aus dem machen, was uns gerade passiert. Und diese macht hoffentlich Sinn und hilft uns unser Leben so auszufüllen, dass ein Leben nach unseren Vorstellungen ist. Und die Hoffnung, dass all das irgendwann mal Sinn ergibt ist kann uns gut weiterhelfen auf einem schweren Weg. Wichtig ist finde ich auch, dass es nicht bei der Hoffnung bleibt. Es ist wichtig auch Schritte zu machen. Das Leben kommt nur auf einen zu, wenn man sich ihm annähert…

      Und ja deine beschriebene Sehnsucht kenn ich auch. Lebe ich im Auto auf dem Weg zur Arbeit aus. Musik laut und Kopf aus! Feine Sache 🙂 Muss nur aufpassen, dass sich das nicht auf meinen Fahrstil auswirkt 😉

      Sei lieb gegrüßt und danke für deine hilfreichen Ideen 🙂
      Sandro

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