Manchmal sind es die kleinen Dinge, die große Veränderungen erst ermöglichen. Ein chinesisches Sprichwort besagt…
Einen Therapieplatz zu finden ist ein langfristiges Unterfangen. Je nach regionalen Gegebenheiten dauert es 6 bis 12 Monate bis man eine Therapieplatz bei einem Psychotherapeuten gefunden hat. Dieser kleine Leitfaden soll Dir helfen Deinen Weg zu finden und Dir ein wenig über die Wartezeit helfen.
Als Psychotherapeut ist es gleichzeitig einfach und schwierig einen passenden Therapeuten zu finden. Einfach ist es, weil man viele verschiedene Kollegen kennenlernt und sich schon den passenden heraussuchen kann. Schwierig ist es, weil man ja auch nach der Therapie weiter Kollege ist und ich mich natürlich frage wie danach das kollegiale Verhältnis ist, wenn man quasi sein gesamtes Leben einem Kollegen offenbart. Für mich die beste Lösung war es einen Kollegen um eine Therapie zu bitten, der nicht in meiner Nähe wohnt. Das hatte den Nachteil, dass ich immer weit fahren musste (ca. 1,5 Stunden). Irgendwie war es aber auch angenehm die Therapie mit einem Ortswechsel zu verbinden. So kam ich raus aus meinen Trott und konnte die Zeit etwas genießen.
Die Frage nach einem passenden Therapeuten begegnet mir immer wieder im Klinikalltag. Auch die Psychiatrien haben keinen gesonderten Zugang zu Psychotherapeuten. Jeder muss sich hinten anstellen. Ich genieße das Privileg sagen zu können, dass Patienten nach der Tagesklinik meisten direkt in eine ambulante Psychotherapie zu mir wechseln können. Das hat große Vorteile, da so die Beziehung aufrecht erhalten werden kann. Viele Psychiatrien bieten sogenannte Psychiatrische Institutsambulanzen (PIA) an, die ebenfalls Psychotherapie anbieten können und sollen. Der Zugang zu diesen PIAs ist gedacht für Menschen mit komplexen Problemen, bei akuten Schwierigkeiten für eine kürzere Zeit und für Menschen mit chronischen psychischen Problemen, die Schwierigkeiten haben einen Psychotherapieplatz zu finden.
Hier nun die wichtigsten Schritte, damit Du auch einen Psychotherapieplatz findest:
Du musst als erstes zumindest im Ansatz überlegen, ob Deine “Psyche” irgendwie betroffen ist. Beispiel: Wenn Du Schwierigkeiten mit deiner Ex bei der Scheidung hast, dann ist das kein Problem deiner Psyche. Wenn Du aber seit mehreren Wochen und Monaten traurig und niedergeschlagen bist in Folge einer Trennung, dann ist das schon eine gute Idee in Therapie zu gehen. Angst vor der nächsten Prüfung zu haben ist normal (für eine kurze Zeit). Deswegen diese Prüfung nicht anzutreten oder anderen Dingen aus dem Weg zu gehen deutet auf ein psychisches Problem hin.
Dein Hausarzt kann Dir bei dieser Frage helfen. Aber auch er hat nur begrenzt Zeit eine korrekte Diagnose zu stellen.
Jetzt geht schon die schwierige Frage los, welchen Therapeuten Du aufsuchen sollst. Therapeuten dürfen keine Werbung machen. Und was ich noch schlimmer finde: Man findet nur sehr wenig über Sie im Internet heraus. Viele haben keine Internetseite, wo Sie von sich und ihren Spezialisierungen schreiben. So musst Du es auf blauen Dunst versuchen.
Erste Anlaufstelle ist Google.de … Wer hätte das gedacht ?! Gib einfach mal psychotherapeut + deine Stadt ein und Du bekommst ein paar Ergebnisse.
Als nächstes würde ich Jameda.de probieren. Dort findest Du sogar häufig Bewertungen. Ich würde mich nicht zu sehr davon beeinflussen lassen. Vor allem negative Bewertungen würde ich mit Vorsicht genießen. Aber Du findest dort jede Menge Psychotherapeuten.
Ein weiterer Tipp ist Deine Krankenkasse. Krankenkassen haben Listen mit zugelassenen Psychotherapeuten in Deiner Nähe. Manche kennen sogar die Wartezeiten. Zumindest war das in meinem Fall so. Achtung Kurze Wartezeiten können ein Maß für die Qualität des Therapeuten sein. Müssen es aber nicht.
“Wie Psychotherapierichtung?!” Ja, zu allem Überfluss gibt es in Deutschland Drei Psychotherapierichtungen, die von den Krankenkassen zugelassen worden sind. Das sind die analytische Therapie, die tiefenpsychologische Psychotherapie und die (kognitive) Verhaltenstherapie. Die ersten zwei Therapieformen sind mehr oder weniger von Freuds Ideen abgeleitet. Das heißt, dass unbewusste Prozesse dein Verhalten steuern und mit Hilfe der Aufarbeitung von Konflikten und Beziehungen (v.a. zu deinen Eltern) soll eine Besserung herbei geführt werden.
Die kognitive Verhaltenstherapie ist eine Therapieform, die im Hier und Jetzt ansetzt und versucht am derzeitigen Verhalten zu arbeiten. Du wirst angeleitet Dein Verhalten in die Richtung zu ändern, in die Du gerne gehen möchtest. Natürlich werden auch biografische Aspekte beachtet. Sie sind aber nicht Mittelpunkt der Behandlung. In den letzten 20 Jahren hat sich die Verhaltenstherapie massiv weiter entwickelt und nutzt inzwischen auch Achtsamkeitselemente. Die Akzeptanz- und Commitment Therapie ist ein Ableger der Verhaltenstherapie.
Die meisten Menschen sind froh überhaupt einen Therapeuten zu finden. Du solltest im Verlauf prüfen, ob Du mit der Therapiemthode zurecht kommst.
Wenn Du also nun ein paar Psychotherapeuten angerufen hast gibt es mehrere Dinge, die passieren. Entweder Du landest auf einer Warteliste oder sie sagen von vornherein, dass Sie keine Zeit haben und auch keine Warteliste führen.
Bleibe an dieser Stelle ruhig freundlich und hartnäckig. Das zeigt den Psychotherapeuten, dass Du motiviert bist eine Änderung herbei zu führen. Dieses Engagement wünschen sich Psychotherapeuten, da dies die Behandlung verbessert. Rufe so viele Therapeuten wie möglich an und schildere ihnen deine Probleme auch auf dem Anrufbeantworter. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit zurückgerufen zu werden, da die Therapeuten entscheiden können, ob Du bei ihnen an der richtigen Stelle bist.
Das wichtigste: Lass den Kopf nicht hängen! Die Absage eines Therapeuten hat nichts aber auch gar nichts mit Dir zu tun. Frage bei möglichst vielen Therapeuten an und fange dann an die ersten Schritte schon zu gehen. Das ist wichtiger als einen Psychotherapieplatz zu haben. Versuche zu verstehen, was für ein Problem Du hast. Was sind die Ursachen? Und wie kannst Du daran arbeiten?
Versuche alle Ressourcen zu nutzen, die es gibt. Lese Bücher und Blogs (wie diesen hier, mymonk oder Adios Angst).
Fang an ein Sportprogramm aufzustellen. Meld Dich im nächsten Yoga-Studio an. Fange mit kleinen Schritten an und versuche eine kleine Aufwärtsspirale in Gang zu zu setzen.
Das wird dich motivieren und Du hast bessere Vorraussetzungen, dass die anschließende Psychotherapie erfolgreich wird.
Der größte Fehler, den ich sehe ist, dass Menschen glauben, dass sie erst sich etwas ändert, wenn Sie in einer Psychotherapie sind. Das Gegenteil ist der Fall. Selbst wenn Du eine Psychotherapie absolviert bist Du den Großteil der Woche auf Dich alleine gestellt und die Veränderungen in Deinem Leben hängen hauptsächlich von Dir ab. Der Therapeut ist nur 1-2x die Woche für 50 Minuten für Dich da. (Eine Woche hat übrigens 10.080 Minuten.)
Du kannst jetzt schon beginnen die ersten Impulse zu setzen. Kauf dir z.B. Wer dem Glück hinterherrennt, läuft daran vorbei und fang an die Übungen dort auszuprobieren. Das Wichtigste in dieser Phase ist es Schritte zu gehen. Daran wirst Du wachsen. Und das fühlt sich schon mal lebendiger an als auf einen Therapieplatz zu warten.
Gib nicht auf, bleib dran!
Hast Du Probleme, die so drängend sind, dass Du es nicht mehr aushalten kannst, zum Beispiel suizidale Gedanken? Vielleicht ist dein Leben gerade so beeinträchtigt, dass es für dich kaum zu ertragen ist. Dann solltest Du eine Möglichkeit suchen die Zeit zu überbrücken. Das kann zum Beispiel ein Psychiater oder Hausarzt sein. Hier kannst Du schnell Hilfe erhalten, z.B. in Form von Medikamenten. Sowieso solltest Du immer einen Psychiater aufsuchen bei Problemen, bei der die medikamentöse Behandlung im Vordergrund steht. Das sind vor allem Schizophrenien und Bipolare Störungen (d.h. wenn Du nicht nur depressiv bist sondern auch Hochphasen hast = manisch-depressiv) aber auch weitere Probleme, die zu nennen den Rahmen hier sprengen würde.
Bei Suchtproblemen gibt es in Deutschland einen bedauerlichen Zustand. Leider werden Menschen mit Suchtproblemen aus der Psychotherapie ausgeschlossen. Wer abhängig von Drogen inkl. Alkohol ist, der bekommt keine Psychotherapie. Außer Du schaffst es, spätestens nach 10 Sitzungen abstinent zu sein. Dieses “Risiko” nehmen die wenigsten Psychotherapeuten auf sich, da gerade der Beginn und die Beantragung einer Therapie sehr aufwendig ist. Alternativ ist der Gang zur Suchtberatung und zum Hausarzt zu empfehlen. Und bei Entzugserscheinungen ist eine Entgiftung sinnvoll.
Mit Hilfe eines Hausarztes oder Psychiaters kannst Du bereits mit einer medikamentösen Behandlung beginnen, um die schwierigsten Probleme nicht größer werden zu lassen.
Das Wichtigste an diesem Punkt ist, dass Du anfängst Dich um Deine Probleme zu kümmern. Das ist bereits ein erster wichtiger Schritt. Du schiebst es nicht weiter auf die lange Bank! Das ist gut so.
Meine Erfahrung mit Psychiatern ist, dass Sie leider nur wenig Zeit haben (Ausnahmen bestätigen die Regel!). Und sie verschreiben meistens “nur” Medikamente. Das mag für manche in Ordnung sein. Eine langfristige und automatische Verbesserung Deiner Lebensqualität solltest Du Dir davon nicht versprechen. Es braucht Dein zutun. Diese Pillen-Schlucken-dann-gehts-mir-besser Idee ist leider nicht sonderlich hilfreich. Meistens unterdrücken die Medikamente nur einen Teil der Symptome und haben vor allem langfristig ungünstige Nebenwirkungen wie z.B. Gewichtszunahme. Bei einigen Menschen sind Medikamente allerdings notwendig, um wieder im Leben zurecht zu kommen. Z.B. bei einer schweren Depression, oder eine psychotischen Phase.
Gerade bei Angststörungen sind Medikamente eher kontraindiziert. Sie behindern den therapeutischen Prozess, da sie Emotionen unterdrücken, die in der Therapie gebraucht werden. Und seien wir mal ehrlich: Ist es wirklich sinnvoll seine Emotionen medikamentös zu unterdrücken?! Kannst Du dir so ein reichhaltiges Leben vorstellen?
Es kann sein, dass Du Schwierigkeiten hast, die so komplex und chronisch (=wiederkehrend) sind, dass Du eine Psychotherapie nicht ausreicht. Dann sind psychiatrische Institutsambulanzen (=PIA) eine Anlaufstelle, die Dir helfen kann. PIAs sind für solche Aufgaben aufgebaut worden. PIAs sind ambulante Praxen, die an psychiatrische Krankenhäuser angeschlossen sind. Google einfach mal nach der nächtgelegenen Psychiatrie und schau, ob sie solch ein Angebot haben.
Ja auch Du kannst in einer Privatpraxis behandelt werden. Es gibt (vor allem in Großstädten) Praxen, die über das sogenannte “Kostenerstattungsverfahren” arbeiten. Das heißt der approbierte Psychotherapeut hat keinen von den Krankenkassen zugewiesenen Kassensitz sondern betreibt eine Privatpraxis, kann aber trotzdem direkt mit Deiner Krankenkasse abrechnen. Krankenkassen müssen nämlich eine psychotherapeutische Behandlung bezahlen, wenn Du nachweisen kannst, dass Du keinen Psychotherapeuten gefunden hast und Deine Probleme so akut sind, dass Sie nicht länger warten können. Das genaue Vorgehen sprichst Du am Besten mit dem Psychotherapeuten ab. Es lohnt sich aber danach zu suchen. Meistens haben dieses Therapeuten direkt Plätze zu vergeben.
Solltest Du in einer Großstadt oder in der Nähe einer Großstadt wohnen so gibt es dort mit Sicherheit eine Ausbildungsambulanz für psychologische Psychotherapeuten. Diese müssen nämlich in ihrer Weiterbildung vom Psychologen zum Psychotherapeuten 600 Stunden ambulante Therapie unter Aufsicht eines erfahrenen Kollegen durchführen. Google mal nach “Ausbildung” und “Psychotherapie” und deine Stadt und Du wirst mit Sicherheit fündig.
Du fragst Dich vielleicht gerade, ob Du Dich wirklich von unerfahrenen und meist jungen Therapeuten behandeln lassen möchtest. Das ist allzu verständlich. Jeder möchte von langjährig, gut ausgebildeten Therapeuten behandelt werden, die auch schon viel Erfahrung besitzen. Das kann aber auch ein gewisser Nachteil sein. Mit der Zeit wird man nämlich unflexibel und fängt an seinen Schuh abzuspulen. Junge Therapeuten stehen am Beginn des Berufslebens und bringen eine gewisse Frische und Energie mit. Wie ich geschrieben habe, wird die Therapie unter Aufsicht durchgeführt. Das heißt der junge Therapeut bespricht deinen Fall regelmäßig mit einem erfahrenen Psychotherapeuten. Es arbeiten also zwei Menschen daran, dass es Dir besser geht! Wenn das nichts ist 😉
Das wichtigste zu Beginn einer Therapie ist es herauszufinden, ob ihr zwei zusammen passt. Das Alter spielt eine untergeordnete Rolle. Es gibt einfach Menschen mit denen kommt man besser zurecht als mit anderen. Und gerade in einer Psychotherapie solltest Du mit jemanden arbeiten, dem Du vertraust und den Du auch symphatisch findest. Das ist wichtiger als sofort und schnell mit einer Psychotherapie zu beginnen. Sei ruhig anspruchsvoll. Meiner Erfahrung nach sind die Menschen bei ihrem Auto anspruchsvoller als in einer Psychotherapie.
Ein guter Therapeut ist etwas subjektives. Ihr müsst beide gut zueinander passen. Das findest Du nur heraus indem Du es probierst. Dafür gibt es zu Anfang der Therapie Probestunden. Nutze diese Zeit, um herauszufinden, ob der Therapeut für Dich gut ist.
Ganz sicher ist diese Aufzählung nicht vollständig. Und dieser Ablauf ist subjektiv aus meinen Erfahrungen abgeleitet. Es ist der Weg, den ich nehmen würde mit dem Wissen, was ich habe. Wenn Du mich fragen würdest: Sandro, wie finde ich einen Therapeuten? Dann wäre das meine Antwort!
Wie sind Deine Erfahrungen bei der Suche nach einem Therapieplatz? Was hat Dir geholfen? Hast Du noch weitere Fragen zu Psychotherapie? Ich freue mich von Dir zu hören!
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Meine Erfahrungen sind eher schlecht. Wählerisch zu sein,kann man sich doch gar nicht mehr erlauben. Da man froh sein kann,überhaupt einen Termin irgendwo zu bekommen. Ich bin ähnlich vorgegangen,wie du es hier aufgeführt hast. Aber irgendwie Schrecke ich alle ab,wenn ich erzähle,was meine Probleme sind und wie lange ich schon damit lebe.
Mir wird immer wieder geraten,in die Klinik zu gehen. Aber wenn ich mir die Therapien dort anschaue,frag ich mich doch,ob es nicht besser wäre,im Bett zu bleiben. Es ist leider nichts auf das Individuum zugeschnitten,sondern Einheitsbrei. Gruppenbild Beschäftigungstherapie. So etwas hilft mir bei Zwängen und Depressionen leider nicht weiter. Und ja,ich sitze nicht untätig rum,sondern arbeite an mir. Aber leider kann ich die Zwänge nicht besiegen. Da hilft null....Weder Medikamente noch Therapie. Zumindest keine für Kassenpatienten:( .....Bin eventuell etwas vom Thema abgekommen. Aber ich bin verzweifelt...hilflos....wütend etc.
P.S. Es ist auch wirklich nicht einfach,wenn man ziemlich unten und kraftlos ist,sich noch dem Kampf um einen Therapieplatz zu stellen.
Liebe Sandra,
Ich kann gut verstehen, dass es unheimlich schwer ist sich den "Kampf" um einen Therapieplatz zu stellen. Gerade wenn man am Boden ist und fertig. Ich würde es mir auch anders wünschen.
Und ja für manche Menschen hilft weder Therapie noch Medikamente. Dann gibt es zwei Dinge, die ich wichtig finde: Immer wieder aufstehen und etwas neues, etwas anderes probieren. Und zum anderen. Den Zustand versuchen so hinzunehmen wie er ist und das Beste draus zu machen. Du hast vielleicht ein mieses Blatt bekommen, aber trotzdem gibt es unterschiedliche Möglichkeiten dieses Blatt zu spielen. Also dein Leben zu gestalten. Auch mit deinen Problemen gibt es einen Spielraum dein Leben so gut wie es dir möglich ist zu gestalten. Oder eben in die andere Richtung.
Ich wünsche Dir die Kraft dein Leben so zu gestalten, dass es Dir auch schöne Momente beschert.
Liebe Grüße
Sandro
Ich finde schade, dass das Angebot so knapp gehalten ist. Ich habe mich lange gefragt ob ich der Gesellschaft das antun kann einen Therapeuten zu "blockieren" oder ob es nicht Leute mit dringenderen Problemen gibt.
Da war ich sehr froh, dass ich auf die Idee gekommen bin bei der Diakonie unter "Seelsorge" zu googeln. Es gibt auch eine kostenfreie Suchtberatung. Das sind ca. 6h. da hat man schonmal jemanden mit dem man sprechen kann. Das fand ich sehr hilfreich. Dort habe ich auch eine liste für Therapeuten gekriegt.
Liebe Josi,
Danke für Deinen Kommentar. Was lässt Dich denken, dass Deine Probleme nicht dringend sind? Wenn sie dich belasten sind sie es bestimmt.
Stimmt in der Kirche gibt es Seelsorger, die einen auffangen können. Auch in der Uni gibt es psychosoziale Beratungsstellen.
Manchmal reichen auch schon ein paar Gespräche...
liebe Grüße
Sandro
Hallo,
erstmal dankeschön für die Tipps. Die Empfehlung mit der PIA ist allerdings so eine Sache. Die örtliche Pia hier bietet keine Psychotherapie an. Ich hatte dort nach dem stationären Aufenthalt gerade mal alle 2 Wochen einen Termin für 30 Minuten beim leitenden Therapeuten (kein Psychiater). Weil mir das nicht gereicht hat, habe ich nach einer Psychotherapie gefragt und mir wurde gesagt, es wäre dort in dem Haus leider nicht möglich. Dann habe ich dort die Behandlung abgebrochen. Medikamente benötige ich glücklicherweise nicht, aber eine Psychotherapie (Verhaltenstherapie) zu machen, ist wohl doch sinnvoll. Ich suche aber weiter. LG
Liebe Sarah,
Ja ich habe auch schon gehört, dass manche PIAs nicht mit Psychotherapeuten arbeiten. Das ist leider eine vergebene Chance der Psychiatrien.
Gib auf jeden Fall nicht auf! Alles Gute auf deinem Weg. Meld dich Falls Du Fragen hast!
liebe Grüße
Sandro
Hallo Sandro,
durch eine Folge PsychCast habe ich gerade Deinen Blog und diesen Artikel entdeckt. Der Artikel scheint mir ein guter und besonnener Leitfaden zu sein für Leute, die Hilfe in Form einer Psychotherapie suchen. Besonders gut fand ich Abschnitt 3 mit dem Hinweis, dass man mit nützlichen Änderungen nicht bis zum Therapiebeginn warten muss.
Davon an einer Ausbildungsambulanz in Therapie zu gehen würde ich allerdings nach einer eigenen sehr negativen Erfahrung stark abraten. Im schlimmsten Fall ist man von Stunde zu Stunde mehr oder weniger drastischen Kurskorrekturen ausgesetzt, weil der Therapeut überfordert ist. Supervision heisst dann nicht unbedingt, dass zwei Menschen dran arbeiten, sondern dass der Therapeut oft versucht, eine Stunde später eine härtere Linie zu fahren. Dass das nicht förderlich ist für die therapeutische Beziehung, kann man sich denken.
Ein weiterer Nachteil der Therapie an einer Ausbildungsambulanz ist, dass die Stunden üblicherweise mit einer Kamera aufgenommen werden und es sein kann, dass man vor und nach den Stunden anderen Therapeuten in Ausbildung begegnet, die offenbar über den eigenen Fall informiert sind und möglicherweise im Rahmen der Ausbildung daran "mitarbeiten". Hier sollte man vorher überlegen wie groß das eigene Bedürfnis nach Privatsphäre ist.
Ein weiterer eventuell nachteiliger Punkt ist, dass überwiegend Frauen diese Ausbildung machen und somit die Chance geringer ist an einen männlichen Therapeuten zu geraten, falls man dies denn bevorzugen würde.
Zu guter letzt finde ich problematisch, dass die Zugangsvorraussetzungen für ein Psychologiestudium so hoch sind, dass überwiegend sehr ehrgeizige und leistungsfähige Menschen es bis in eine Ausbildung zum Therapeuten schaffen. Die Wahrscheinlichkeit, dass man jemand gegenübersitzt, der sich aus Ehrgeiz gerade ziemlich verausgabt und bisher eher durchschnittlich viel Lebenserfahrung gesammelt hat ist also relativ hoch.
In diesem Zusammenhang würde ich zu Punkt 6 auch noch einmal voll zustimmen. Es ist sicherlich besser etwas länger zu warten, anstatt mit einer unsympathischen oder inkompetenten Person oder mit inakzeptablen Rahmenbedingungen eine Therapie zu beginnen.
Viele Grüße,
Thomas
Hallo Thomas,
Danke für Deinen Kommentar und dass Du Deine Sichtweise hier präsentierst. Und ich kann Dir bei allen Punkten recht geben. Ich weiß nur nicht, ob ich sie Nachteile nenne würde. Ich habe tatsächlich viel mit Kollegen während meiner Ausbildung über die Fälle gesprochen. Meistens ohne Video und anonym, sodass der Therapeut nicht wusste, um wen es geht. Diese Gespräche waren sehr sehr hilfreich. Man kann sich gegenseitig unterstützen und Situationen aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Das hat mir oft gute Impulse für die Therapie gegeben.
Wichtig ist zu Bedenken, dass auch Ausbildungskandidaten bereits 5 Jahre Studium und ca. 1-2 Jahre Berufserfahrung und theoretisches und praktisches Wissen der Psychotherapie mitbringen. Das sind mit Sicherheit keine Anfänger. Man kann ihnen definitiv vertrauen.
Dass mit den ehrgeizigen Frauen kann ich bestätigen. Gegenfrage: Möchtest Du lieber von einem ehrgeizigen oder faulen Menschen therapiert werden? Durch den Ehrgeiz haben sich viele Frauen hervorragende Fähigkeiten erworben. Du solltest Bedenken, dass Psychotherapie zwar eine Kunst ist, die mit steigender Erfahrung besser wird. Es ist aber auch ein Handwerk und das kann man lernen. Und da ist Ehrgeiz nicht verkehrt. Insofern bleibt die Therapeutenwahl eine Geschmacksache. Ich persönlich bin bewusst auf einen Mann zugegangen. Das war eine Entscheidung. Ich kenne aber auch viele Frauen von denen ich mich behandeln lassen würde.
Mich würde interessieren, ob Du selber Erfahrung mit Ausbildungsambulanzen gemacht hast. War das nicht so gut?
Liebe Grüße
Sandro
Hallo Sandro,
"Mich würde interessieren, ob Du selber Erfahrung mit Ausbildungsambulanzen gemacht hast. War das nicht so gut?"
Ja, hatte ich doch geschrieben.
Es muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Ich möchte hier nicht näher auf meine eigenen Erfahrungen eingehen, würde aber im Nachhinein garantiert nicht noch einmal an einem Ausbildungsinstitut die Übungspuppe spielen.
Beste Grüße,
Thomas
hmm.. dem Thema Verhaltenstherapie/Klinik stehe ich auch gespalten gegenüber. Ist vlt ein bisschen Situationsabhängig. In meiner Geschichte (Pubertätsanorexie) war das ein sehr effektiver Weg und ich würde den Verhaltensansatz auch empfehlen (zumindest Umfeldwechsel, Plan und Unterstützung ). Natürlich war das eine ziemlich krasse Erfahrung. Aber allein aus der Theorie hätte ich das nicht (so einfach) geschafft. In meinem Fall war die Klinik irgendwann leichter zu ertragen als die Konfliktsituation zuhause. Der Druck von außen war schwer zu ertragen aber beziehungsmäßig neutral und hat es mir leicht gemacht die angst von innen etwas mehr in frage zu stellen und praktisch zu überwinden. Im Mittelpunkt geht es ja eher darum selber zu lernen irgendwie mit dem "neuen verhalten" klar zu kommen. Insofern war dann auch die therapeutische Begleitung wichtig. Mit Depression habe ich (glaube ich) keine persönlichen Erfahrungen. Ich hatte ehrlich gesagt Zweifel, das das Umfeld auf Station in dem Fall förderlich sei und anschließend immer das Bedürfnis in dem Bereich etwas zu revolutionieren (Reittherapie o.ä. mehr frische Luft, sinnvolle Tätigkeiten die den Kopf entlasten etc. einzuführen..) Aber das müssen andere bewerten. Kurz: Fürs Handwerkszeug war der Verhaltensansatz für mich persönlich der "einfachere" weg. Und ich hätte mir wenns nochmal schwierig geworden wäre wohl wieder ne Kur (über die Hausärztin) oder so gesucht. Ich weiß das ist ein hammerschwerer Schritt und Klinik war auch nie eine Entscheidung von mir allein. Vor dem ersten Aufenthalt habe ich alle meine Lebensträume platzen sehen.. ein ziemlicher Tiefpunkt (ich glaub der Tiefste). Im Nachhinein hat es mir schon etwas gebracht (in Bezug auf meine Angst, das Verhalten und sogar als Lebenserfahrung ). wider erwarten ging mein Leben (irgendwann) danach erstaunlich gut weiter. Der Therapeut ist natürlich ein erster wichtiger Schritt der dann auch bei solchen Entscheidungen helfen kann. Und das muss ich lobend sagen: von dieser Seite kam nie Druck und habe ich viel Offenheit erlebt! Das war wichtig für das Vertrauen. Gut wenn man einen hat.. Danke Sandro für den Raum hier so ehrlich darüber zu reden!
Hey Josi,
Danke für Deinen offenen Kommentar. Echt schön, dass Du Deinen Weg gefunden hast! Ich wünsch Dir weiter alles Gute! Freue mich dich hier wieder zu sehen :)
Sandro